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Fremde
Wir sind nicht von dieser Welt, wir die ein Kind verloren haben.
Wir haben sie geführt, begleitet und jetzt mit ihnen die andere Welt berührt,
in die wir jetzt gehören, aber noch nicht gelangen können.
Wie sollen wir leben, hier, jetzt, heute- im Diesseits,
wo wir doch mit einem Fuß im Jenseits stehen- mit dem Herzen sind wir es sowieso.
Wir sind Fremde geworden - in unserer Heimat, fühlen uns oft fehl am Platz,
nicht dazu gehörig und verstehen unsere Muttersprache nicht mehr.
Denn die Sprache unseres Herzens kommt aus einer anderen Welt.
Und wenn wir aussprächen, was unser Herz fühlt, verstünde uns die Welt nicht mehr.
Es ist schwer zu Leben als Wanderer zwischen den Welten.
Mit Sehnsucht im Herzen, die nach oben zieht doch mit den Füßen festgefroren in der Erde.
Doch wenn wir- im Zwischenraum- einem begegnen der auch auf dem Weg ist, hierhin und dorthin,
sehen wir ein kleines Verstehen im Blick des anderen und ein Hauch von Wärme kommt zu uns.
Dann keimt die Ahnung, dass noch mehr wandern zwischen den Welten
und Verstehen möglich sein könnte.
Über das stark sein
Viele Menschen sind überzeugt davon
dass Stark- und Tapfer-Sein bedeutet
an "etwas anderes" zu denken
nicht über Trauer zu sprechen
Aber wir wissen
dass wirklich Stark- und Tapfer-Sein bedeutet
an das Geschehene zu denken
über das Gewesene zu sprechen
bis unsere Trauer beginnt
erträglich zu werden.
Das ist wirkliche Stärke
das ist wirklicher Mut
Und nur so wird
Stark- und Tapfer-Sein
uns zur Heilung tragen
(Sascha Wagner)
Grundrechte:
Du hast das Recht, deine dunklen Stunden zu durchleben und dich nicht durch billige Sprüche aus ihnen herauslocken zu lassen. Schon der Versuch ist eine Entwürdigung deiner inneren Wirklichkeit.
Du bist auch deine Dunkelheit. Die Abgründe und Widersprüche gehören auch zu dir.
Die Schatten geben deinem Leben Tiefe und Menschlichkeit.
Wer mit dir in Beziehung tritt, sollte wissen, dass diese Seite zu dir gehört.
Wer sie in dir ablehnt, hat nicht das Recht, sich deinen Freund und deine Freundin zu nennen.
Manche geben dir nicht das Recht auf diese Seite in dir.
Sie erwarten, dass du sie unterschlägst und das Glück vorspielst.
Vielleicht haben sie weniger Angst für dich als für sich selbst, weil sie durch dich an das Unoffene in sich selbst geraten. Wenn sie darum dir helfen wollen, geschieht es nicht, um Dir zu helfen, sondern sich selbst.
Du hast ein Recht auf deine Trauer.
Du darfst dich deinen Verlusten widmen, musst nicht verdrängen, was dich beschwert.
Du hast ein Recht, das abzutrauern, was dich so tief enttäuscht hat und was du nicht ändern kannst.
Du hast ein Recht auf deine Tränen, auf dein Schweigen, auf deine Ratlosigkeit, auf deine innere und äußere Abwesenheit.
Du musst nicht den Glücklichen spielen, nicht über den Dingen stehen.
Du hast ein Recht, die wegzuschicken, die dich mit Gewalt aus deiner Trauer herausholen wollen, weil deine Trauer sie selbst bedroht.
Du hast ein Recht auf deine Trauerzeit.
Du hast ein Recht, mit denen nicht reden zu wollen, die dir ein schlechtes Gewissen machen für deine Dunkelheit und Trauer. Die mit Sprüchen kommen und dich mit diesen Sprüchen unter Druck zu setzen versuchen.
Du hast ein Recht auf deine Trauerstille.
(Ulrich Schaffer)